Thorsten Becker bleibt „Sieger nach Punkten“ Roman
Authors : Michael HOFMANN
Pages : 215-219
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Publication Date : 2012-01-04
Article Type : Conference Paper
Abstract :Ob es eher als Angebot oder Zumutung zu verstehen ist, wenn ein aktueller zeitgenössischer Roman ohne Glossar 922 Seiten umfasst – das hängt sicherlich stark vom jeweiligen Einzelfall ab. Thorsten Beckers Roman Sieger nach Punkten, 2004 im Rowohlt-Verlag in Reinbek erschienen, ist schwer wie ein Brikett, ausführlich und ausschweifend – aber trotz einiger Längen doch insgesamt ein großer Wurf. Ja man kann sagen, nach Barbara Frischmuths Verschwinden des Schattens in der Sonne von 1973 und Sten Nadolnys Selim oder Die Gabe der Rede von 1990 liegt jetzt ein dritter epischer Text vor, in dem die Türkei und das Thema der Migration aus der Sicht der deutschsprachigen Mehrheitsgesellschaft literarisch dargestellt wird – wobei im Falle Beckers zu beobachten ist, dass sich hier ein deutscher Schriftsteller um eine fast vollständige Einfühlung in die Rolle der Türken, in deren Mentalität und (individuelle wie kollektive) Geschichte bemüht. Jedenfalls ist festzuhalten, dass jetzt der neueren deutsch türkischen Literatur, die vor allem mit den Namen Emine Sevgi Özdamar, Feridun Zaimoglu und Zafer Şenocak verbunden ist, ein „deutsch-deutscher“ epischer Entwurf entspricht, der als eine adäquate Antwort auf die Herausforderung verstanden werden kann, welche die türkische Migration gegenüber der Mehrheitsgesellschaft darstellt. Beckers Roman verbindet auf eine durchaus im positiven Sinne altmodische Weise Vergnügen und Belehrung, indem er farbige Schilderungen gegenwärtiger Lebensentwürfe mit einer geradezu enzyklopädischen Darstellung der osmanisch-türkischen Geschichte verbindet.Keywords : Thorsten, Becker, bleibt